Die Wurzeln unserer Arbeit liegen in der Solidaritätsbewegung mit Nicaragua Mitte der 80er Jahre. Ziel war es den tiefgreifenden Ansatz der Sandinisten, die 1979 durch einen Volksaufstand die Somoza-Diktatur stürzten, zur strukturellen Überwindung von Unterdrückung und Armut zu unterstützen und hier für politische Anerkennung zu werben. Inzwischen hat sich die politische Lage in Nicaragua völlig verändert. Die neoliberale Wirtschafts- und Strukturanpassungspolitik der bürgerlichen Regierungen nach dem Regierungswechsel 1990 verursachten verheerende Einschnitte in soziale Errungenschaften des Landes, wie z.B. in das Gesundheits- und Bildungswesen. Die Agrarreform wurde angetastet: Kleinbauern und Kooperativen verloren ihr Land an zurückgekehrte Großgrundbesitzer oder wurden von diesen gewaltsam von ihrer Parzelle vertrieben. Kleinproduzenten bekamen keine Kredite mehr und staatliche Betriebe und Versorgungsunternehmen wurden privatisiert. Die Gewinne flossen ungehemmt auf Auslandskonten.
Dieser Raubzug wurde begleitet von einem Zerfall der politischen und gesellschaftlichen Kultur. Mit Korruption, Vetternwirtschaft, Wahlbetrug und Einschüchterung sicherte sich eine bürgerliche Clique die wirtschaftliche und politische Macht, während das Volk hungert. Auch der Zerfall der Rohstoffpreise am Weltmarkt verschärften die Situation.
Mittlerweile konnte die FSLN unter Daniel Ortega durch Klüngelei mit den bürgerlichen Kräften erneut die Wahlen gewinnen. Gewissen Verbesserungen im sozialen Bereich stehen erhebliche Defizite im zivilgesellschaftlichen Sektor gegenüber. Die Nicaragua-Hilfe Bonn orientiert sich daher nicht auf Parteien oder Regierungen, sondern arbeitet eng mit Basisorganisationen zusammen. Hier sehen wir unsere durchaus politischen Wertvorstellungen am glaubhaftesten vertreten.